- MARC LAGRANGE
- STEVE McCURRY
- SARA PUNT
- TYLER SHIELDS
- SIDE EFFECTS
- DANIEL HELLERMANN
- MONA KUHN
- JOACHIM SCHMEISSER
- ELLEN VON UNWERTH
- NICK VEASEY
- SYLVIE BLUM
- SANTE D'ORAZIO
- GREG GORMAN
- ANDREAS H. BITESNICH
- JAY FOSTER
- TOM HEGEN
Side Effects - Short Statement
von Lyle Rexer
Joachim Schmeissers Arbeit befreit die Fotografie aus dem jahrhundertealten Zwang einer realistischen Abbildung, um die tieferen Strukturen zu erforschen, die analogem Film und digitalen Bildern zugrunde liegen.
Die Basis seiner Untersuchungen sind ausgesonderte, zufällig belichtete Farbfilmfragmente. Diese Quellen werden von ihm digital vergrössert und in nahezu genial nuancierte Farbfelder transformiert.
Schmeisser, ein professioneller Fotograf, der für seine Arbeiten im Wildlife Genre bekannt ist, überschreitet hier die Grenzen der konventionellen Bildkunst, indem er visuelle Referenzen überflüssig macht und die Grundlagen der fotografischen Wahrnehmung in Form und Farbe erforscht und erweitert.
Damit setzt er sich an die Spitze eines globalen Paradigmenwechsels über das mögliche Kommunikationspotenzial der Fotografie.
Die Erfahrung mit den Bildern von Joachim Schmeisser hat zwei Dimensionen. Zunächst einmal löst die Betrachtung seiner Werke ein Gefühl der Befreiung aus, da wir visuell von der Herrschaft eines bestimmten Themas erlöst werden, also von der notwendigen Aufgabe, das was wir wahrnehmen zu „lesen“ und zu interpretieren, als wäre es eine Flaschenpost.
Wir könnten über die Metaphorik der Mischung verschiedener Filmtypen spekulieren, wie Schmeisser es auch tut, oder über die Auswirkungen der Kollisionen kommerzieller Chemikalien, die er in seinen Werken zum Einsatz bringt, aber die Bilder offerieren uns keine narrative oder programmatische Signifikanz. Was man sieht, ist das, was man bekommt, mit all seinem farbenprächtigen Reichtum.
Die andere Seite der Erfahrung liegt in der Tiefe und Intensität dieses Reichtums. Diese Bilder erschaffen atmospärische Stimmungen, einzig durch das Chaos ineinander verschmelzender Strukturen und Farben. Sie wirken über den Horizont des Sichtbaren hinaus und ziehen uns in ihre eigene Sphäre. Und wo wir vielleicht zunächst noch nach der Sicherheit vertrauter Bezüge suchen, entfachen die Farben und Strukturen in uns nach und nach eine Vielzahl sinnlicher Assoziationen, die uns immer tiefer mit dem verbinden, was vor unseren Augen liegt.
Wir tauchen in das Bild ein, gleiten darüber hinweg und reisen aber eigentlich gleichzeitig in uns selbst. Oft an Orte, die wir nur scheinbar aber nicht wirklich erkennen oder verstehen, auf die wir aber dennoch emotional reagieren.
Schmeissers Fotografien fordern uns heraus, aber sie halten nichts zurück oder insistieren in irgendeiner Form. Sie sind offene Objekte, die Reflexion und ästhetisches Empfinden auf tiefster Ebene ermöglichen.
Wir selbst liefern dabei den Kontext, wir selbst bringen die Erinnerungen, die Zusammenhänge, die Resonanzen. In dieser freien und inspirierenden Beziehung führt der Dialog zwischen Künstler und Betrachter zu einem wahrhaftig dynamischen Prozess.
Schmeisser ist ein Alchemist des Lichts. Er transformiert zufällige ursprüngliche Spuren auf Film in beispiellose Schöpfungen von Schönheit und Fantasie.
Lyle Rexer
Lyle Rexer ist Schriftsteller, Kurator, Kritiker und Kolumnist sowie Dozent an der School of Visual Arts.
Er ist nicht nur Autor zahlreicher Bücher über Fotografie, sondern schreibt auch für die New York Times, das Damn Magazine und das Photograph Magazine. Rexer wurde mit verschiedenen renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter der internationale Rhodes-Scholar-Preis.
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